25.9.2019 Offener Brief an den Gemeinderat von Freiburg im Breisgau
Liebe Stadträtinnen und Stadträte,
mein Name ist Vinzent Liebig, ich wohne seit 1980 in Freiburg und bin Künstler. Dies ist ein offener Brief, er wird auf mehreren Seiten im Netz publiziert. Falls Sie darauf antworten, werde ich auch Ihre Antworten publizieren. Und jetzt eine kleine, heitere, besinnliche Betrachtung, um unseren Geist auf das Wesentliche auszurichten:
Oben steht auf Französisch „Alle Richtungen“, darunter steht, mit einem Pfeil, der in dieselbe Richtung deutet: „Friedhof – Parken gratis“ und ganz unten ist das Verkehrsschild, das ein absolutes Halteverbot anzeigt. Anscheinend hat da endlich mal jemand gründlich über das Leben nachgedacht: Anhalten geht nicht und egal in welche Richtung man auch fährt, man fährt immer auch in Richtung Friedhof und da ist das Parken dann endlich gratis. Super!
Das ist doch mal eine echte Orientierung.
Liebe Stadträtinnen und Stadträte von Freiburg, ich bin in großer Sorge, dass 5g das Leben, also „unsere gemeinsame Fahrt zum Friedhof“, erheblich verkürzen und zu einer ganz entsetzlichen Erfahrung machen kann. Recherchieren Sie selbst, z.B. bei diagnose:funk, das ist eine gute Seite einer Mobilfunk-kritischen Gruppe in Stuttgart.
Kennen Sie den Manfred Rommel, den früheren Oberbürgermeister von Stuttgart? Das ist einer meiner Lieblingspolitiker und der hat in einem Interview einmal sinngemäß Folgendes gesagt: ’Wenn ein Politiker gar nichts mehr tun und/oder sagen kann, dann kann er immer noch etwas tun und sagen. Er kann nämlich sagen, dass er „etwas nicht ausschließen“’ kann. 🙂 Und ich habe noch einen Lieblingspolitiker, Thomas Dorsch, den Bürgermeister von Hohenpeißenberg in Oberbayern.
Im Netz fand ich folgende Nachricht von BR24: „Widerstand gegen 5G im Landkreis Weilheim-Schongau – Der Gemeinderat von Hohenpeißenberg hat Wirtschaftsminister Aiwanger eine Absage erteilt, einen Standort für einen 5G–Sendemast zu suchen…“ Also habe ich mit dem Bürgermeister Thomas Dorsch telefoniert. Er hat mir erklärt, dass Kommunalpolitiker sehr wohl etwas tun können:
Sie können den Ausbau von 5g „nicht unterstützen“ und das auch publik machen!
Konkret: Sie können es ablehnen, dass auf den Grundstücken unserer Stadt 5g-Antennen gebaut werden. Und wenn das publik wird, hat das natürlich auch eine Wirkung auf die Bürgerinnen und Bürger. widerstand-gegen-5g-im-landkreis-weilheim-schongau
Liebe Stadträtinnen und Stadträte von Freiburg, Sie können also etwas tun und Sie sollten etwas tun, nämlich den Ausbau von 5g nicht unterstützen! Weil 5g sehr gefährlich ist! Dafür wollen Sie ganz bestimmt nicht verantwortlich sein. Lassen Sie mich das erklären: Ich komme aus dem Landkreis Freudenstadt und da gab es Mal einen Physiklehrer, der durch seine unfreiwillig komischen Formulierungen berühmt wurde – hier eine Anekdote:
Der Physiklehrer kommt nach der Pause ins Klassenzimmer im dritten Stock, alle Fenster sind offen und die Schüler sitzen auf den Fenstern, schauen in den Hof runter und baumeln mit den Beinen. Darauf ruft der Lehrer: „Bassed doch uff, Herrgoddsagg! Wenn oiner nonderblozdd, wills nochhär wiedr koiner gwä sei!“ Deutsch: „Passt doch auf, Herrgottsack! Wenn einer runterknallt, will es hinterher wieder keiner gewesen sein!“ Das ist ein sehr ernster Punkt.
Ich wette, auch bei 5g will es hinterher „wieder keiner gewesen sein“. Viele Versicherungen, wie z. B. auch die Schweizer Rückversicherung, wollen die Risiken dieser Technologie nicht versichern, weil die Risiken einfach zu groß sind. Und die Leute, die bei den Versicherungen arbeiten, haben bestimmt ein sehr, sehr feines Gespür dafür, wenn etwas so gefährlich ist, dass man es einfach nicht versichern kann!
Vermutlich werden am bösen Ende von 5g – das wir tatsächlich immer noch gemeinsam abwenden können! – alle jede Verantwortung von sich weisen und in etwa sagen, man hätte „ja nur seine Pflicht getan“, so wie es bei den Nürnberger Prozessen die Nazis gesagt haben. Der Vergleich mag Ihnen sehr drastisch erscheinen. Aber mit 5g droht aus meiner Sicht tatsächlich so etwas wie ein globaler, digitaler Faschismus! Aber natürlich nur, wenn 5g eingeführt wird, wogegen sich jetzt glücklicherweise global und zunehmend immer mehr Widerstand erhebt.
Selbst einer der größten IT-Konzerne verhält sich inzwischen schon sehr vorsichtig. Apple verzichtet bei seinen neuen Handys auf 5g! Angesichts des Widerstandes gegen 5g und der Gefahren dieser Technologie ist das nur allzu verständlich. Denn welcher Konzern will schon eine Milliarden-Pleite einfahren? iphone-11-mit-besserer-kamera-aber-ohne-5g
Auch andernorts rudert man zurück! Es gibt einen der Industrie nahestehenden privaten Verein von Experten, der in keiner Weise demokratisch legitimiert ist, die ICNIRP. Er residiert mietfrei im Bundesamt für Strahlenschutz, erhält jährlich 100.000 € Steuergelder und legt die Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung fest. Ein ehemaliges 12-jähriges Mitglied der ICNIRP, nämlich James C. Lin fordert inzwischen, dass diese Grenzwerte ganz neu überdacht werden müssen! James C. Lin fordert, dass die Grenzwerte überdacht werden
Wenn selbst die Versicherungen, Apple und ein früheres Mitglied der ICNIRP jetzt schon so vorsichtig werden und zurück rudern, sollten auch wir 5g nicht unterstützen!
Mit herzlichen Grüßen aus Freiburg
Vinzent Liebig
Hallo Herr Liebig,
schade dass Sie – so wie leider viel zu viele bei diesem Thema – primär Angst, gar „Todesangst“ beim Thema 5G verbreiten und und Argumentativ wenig substanziell untermauern.
– Apple iPhone ohne 5G: im verlinkten Artikel steht nichts davon dass Apple sich aus Risikogründen gegen ein 5G Modul entschieden hat, das nächste iPhone Modell wird mit 5G erwartet. Da es weltweit erst wenige Versuchsstationen gibt, wird sich Apple hier eher aus wirtschaftlichen Gründen dagegen entschieden haben.
– Schweizer Rückversicherung: Wenn Sie kurz recherchieren möchten (z.B. hier: https://izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_14/swiss-re/swiss-re.html) findet sich dass die Swiss RE Risiken aus EMF Strahlung nicht versichert weil sie die Risiken als „Phatomrisiken“ einschätzt.
– Artikel von James C. Lin: Herr Lin schreibt in seiner Zusammenfassung (keine eigene Studie) u.a. auf „As noted earlier, the existing RF exposure guidelines of 1.6 or 2.0 W/kg are promulgated with a reduction factor of 50, as a safety margin for the general public. The finding that long-term RF exposure could lead to cancer development in rats at levels that are the same as or no greater than a factor of three above these exposure guidelines is significant.“
Hierzu sei anzumerken: wenn Ratten mit einer höheren Dosis als für Menschen zugelassen, aus größerer Nähe sowie über einen längeren Zeitraum als wir je mit unserer Mobilfunknutzung erreichen würden bestrahlen, kann Krebs entsteht. Ja, die Dosis macht das Gift, auch bei 5G, 4G, 3G etc. Bei skalierten Rattenversuchen (Intensität und Entfernung der Quelle an Rattengröße angepasster Versuchsaufbau) um einen realistischen Vergleich zur exposition eines Menschen zu erreichen, konnte kein signifikant höheres Risiko festgestellt werden.
Übrigens sinkt die allgemeine Strahlenbelastung für die gesamte Bevölkerung (evtl. aber nicht für den einzelnen Vielnutzer) mit 5G da hier mit weniger „power“ und zielgerichteter gefunkt werden kann sowie alte, deutlich Strahlungsintensievere Basistationen abgebaut werden können (was auch passiert und mit den ersten beiden Mobilfunkgenerationen bereits passiert is.)
Ja, 5G bringt durchaus seine Probleme mit sich. Eine höhere Dichte von Basisstationen kann zum genaueren Orten von Mobilfunkgeräten missbraucht werden, ein Frequenzband (~60GHz) was für 5G freigehalten wird ist noch wenig erforscht (wird in DE nach derzeitigem Stand nicht eingesetzt), die pysischen und psychischen folgen von zuviel Bildschirmkonsum (hat aber wenig mit 5G zu tun) etc. Der Untergang des Abendlandes und „Massensterben“ sind unbegründet.
Achso, der 5G Ausbau wird sich eh noch Jahrzehnte hinziehen, da es in DE vor 20 Jahren versäumt wurde großflächig Glasfaser auszubauen. Das wiederum ist aber eine Grundvoraussetzung für den 5G ausbau.
MfG, Reinhardt
Lieber Reinhardt Birkel, schade dass ich in vielen Bereichen, die Sie ansprechen, viel zu wenig weiß, um Ihnen angemessen zu antworten. Ich wollte ganz sicher keine „Todesangst“ verbreiten, sondern dazu anregen, einmal inne zu halten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und aus meiner Sicht besteht das Wesentliche darin, dass der Ausbau von 5g das Vorsorgeprinzip unterläuft und die Grundrechte auf die Unverletzlichkeit des Körpers und der Wohnung verletzt. Das ist ein Angriff auf die Demokratie und die Menschenrechte. Herzlichen Gruß – Vincento
Lieber Herr Liebig,
ich stimme Ihrem Text vollumfänglich zu. Auch wir von der AKuM-Gomaringen (Arbeitskreis umweltverträglicher Mobilfunk) würden am Liebsten so mit unserem Bürgermeister kommunizieren. Einige Versuche gab es hierzu schon. Es wurde deutlich, dass er keine kritische Haltung zum Thema hat. Seine Auffassung: es gibt einige, die die Vorteile von 5G nutzen wollen. Und auch diese Interessen müssen gewahrt sein. Auch möchte er das Problem überregional mit anderen Gemeinden zusammen angehen. Er will keine Verantwortung übernehmen. Trotzdem, wir bleiben dran. Übrigens, meine Kinder leben in Bollschweil bei Freiburg und ich hoffe, dass es in FR gelingt ein Moratiorium und eine Technikfolgenabschätzung zu erreichen.
Viele Grüße aus Gomaringen
: m a i k
Danke für Ihre guten Wünsche für ein Moratorium in Freiburg, liebe/r Maik Lietzow-Karaba,
ein Freiburger Moratorium könnte eine weitreichende Signalwirkung haben.
Soweit ich sehe, ist die ganze Thematik eine Frage der Information und Kommunikation. Und natürlich auch der Ver-ANTWORT-ung, also unserer Antwort als Menschen gegenüber dem Ganzen. Sie können meinen Text und andere Texte auf meinem Blog gerne verwenden, also zitieren, sich damit solidarisieren, sie weiterleiten, sie im Netz verbreiten usw. Und womöglich sind ja manche Gemeinderäte offener als manche Bürgermeister? In der Kommunikation gibt es keine Fehler, sondern nur Feedback und wenn man jemanden auf eine bestimmte Art und Weise nicht erreicht, kann man doch immer noch versuchen, ihn auf eine andere Art zu erreichen. Alles Gute und herzliche Grüße aus Freiburg – Vincento
Ich würde mir wünschen, das diejenigen, die über ein Thema reden, auch wenigstens einen Hauch von Ahnung haben.
Im Falle von 5G wird extrem viel gefährlicher und dumpfer Unsinn verbreitet.
Strahlung ist logischerweise grundsätzlich zu vermeiden wenn es geht.
Es würde hier zu weit führen auszuführen, etwas über die Vor- und Nachteile von 5G zu erzählen. Man kann es leicht in neutralen Quellen nachlesen. Ich bin seit 15 Jahren beruflich mit Strahlung beschäftigt und habe festgestellt, das die meisten Menschen (vor allem die lautesten) kaum an Fakten interessiert sind. Sondern an emotionaler Aufpeitschung.
Schade eigentlich.
LG
W
Lieber Wendelin Ackermann, was mich an der übereilten Einführung von 5g alarmiert, ist die Tatsache dass dabei das Vorsorgeprinzip unterlaufen wird und die Grundrechte auf die Unverletzlichkeit des Körpers und der Wohnung verletzt werden. Das ist ein Angriff auf unsere Demokratie. Deswegen engagiere ich mich in der Sache. Herzliche Grüße – Vincento
Panikmache und Falschinformationen sind mindestens so ein Angriff auf unsere Demokratie und Intelligenz als die angeblich übereilte Einführung von 5G.
Ich empfehle etwas objektivere Quellen wie beispielsweise dieser hier:
https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2019/05/14/droht-die-5g-apokalypse-wie-derzeit-stimmung-gegen-den-neuen-mobilfunkstandard-gemacht-wird
Gerne aber auch bei Interesse/ Bedarf im persönlichen Gespräch.
Herzlichen Gruß
Wendelin
Lieber Wendelin, in Deinem ersten Kommentar hast Du geschrieben: „Strahlung ist logischerweise grundsätzlich zu vermeiden wenn es geht.“ Genau! Und da 5g mehr Strahlung bedeutet, versuche ich 5g zu vermeiden. Ich bin also voll auf Deiner Linie, zumindest im Wesentlichen – herzlich Vincento