Metaastrologische Briefe 2 – Astrologie als Mittler zwischen individuellem und universellem Bewusstsein

Als ich, nachdem der Text fast fertig war, noch mal die Überschrift „Astrologie als Mittler zwischen individuellem und universellem Bewusstsein“ las, dachte ich: „Ach Du liebes bisschen! Da habe ich mir aber ein großes Thema ausgesucht. Hätte ich doch ein leichteres Thema gewählt. Wie z. B. das Geburtshoroskop von Micky Maus!“ Aber jetzt habe ich schon damit angefangen und möchte das weiterführen. Vielleicht braucht es mehrere Texte, um das Thema völlig auszuloten. Aus astrologischer Sicht kann jedenfalls tatsächlich über ein universelles und ein individuelles Bewusstsein gesprochen werden.

Neptun symbolisiert das universelle Bewusstsein. Er ist wie ein Behälter, ohne jedwede Substanz, der Alles umfasst – und zugleich ist der Neptun wie eine ozeanische Bewegung.

Uranus symbolisiert das individuelle Bewusstsein, das wie ein Strudel oder Wirbel in dieser ozeanischen Bewegung ist.

Das universelle und individuelle Bewusstsein sind aus astrologischer Sicht aus demselben „kosmischen Zeug“ gemacht.

In der Kindheit sind die ozeanische Bewegung des universellen Bewusstseins und der Wirbel unseres individuellen Bewusstseins darin noch ganz unmittelbar verbunden. Wie könnte ein Wirbel im Wasser des Ozeans nicht mit dem Ozean verbunden sein? Denn es bestehen ja doch beide aus demselben Wasser.

Jedenfalls empfand ich als Kind, dass die Wirklichkeit einfach so ist, wie sie ist. Und wenn ich nicht nachts nicht schlafen konnte, dann stand ich allein in der Dunkelheit in meinem Gitterbettchen und sang! Das hat mir meine Mutter erzählt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich als Kind jemals dachte, dass die Wirklichkeit anders sein sollte, als sie ist. Erst wenn unser Ego sich so richtig prächtig entwickelt  hat, denken wir solche Sachen wie:

Liebes Universum, gib doch zu, dass ich klüger bin als Du!

Aber die Verhaltensformen der Erwachsenen fand ich als Kind oft seltsam. Natürlich waren auch die Erwachsenen einfach so wie sie waren und ich habe ihr Verhalten hingenommen. Aber – und darüber habe ich nie gesprochen, weil mir die Worte dafür fehlten, ich habe das noch nicht einmal gedacht –  ich hatte einfach das Gefühl, dass viele Erwachsene „nicht ganz dicht“ waren. Viele schienen zu lügen, andere wirkten wie zerbrochen, noch andere verhielten sich autoritär und gewalttätig und haben uns Kinder geprügelt. Erst im Alter von 40 Jahren habe ich bewusst realisiert, dass viele dieser Menschen durch die Nazizeit und den 2. Weltkrieg schwer traumatisiert worden waren.

Im Kindesalter sind das universelle und das individuelle Bewusstsein noch verschmolzen. Natürlich sind das universelle und individuelle Bewusstsein immer (!) miteinander verbunden. Aber als Kinder reflektieren wir das nicht bewusst. Und als Erwachsene sind wir womöglich so sehr mit unseren Konzepten identifiziert, dass wir den grenzenlosen, raumartigen Aspekt des universellen Bewusstseins übersehen.

 

Das Wirkliche liegt in den Anfängen.

Könnt Ihr Euch an Eure Kindheit erinnern?

Was habt Ihr wirklich gerne getan?

 

Ich bin als Kind gerne irgendwo gesessen und habe geschaut, z. B. an einem Abhang, wo im Frühjahr trockene Gräser standen, warme Winde wehten und die Sonne schien. Und ich war einfach nur so da und habe geschaut. Und meine Mama erzählte mir, dass ich als Kind ein Bänkchen hatte, das vor einem Fenster stand. Und dass ich oft auf diesem Bänkchen kniete und lange aus dem Fenster schaute. Und im übertragenen Sinne knie ich heute immer noch oft auf diesem Bänkchen und schaue aus dem Fenster. Wolfgang Döbereiner sagte einmal, der Wassermann sei ein „Fenster in andere Welten“ – und ich bin ein Wassermann.

Und ich habe einen sehr guten Freund, der mir erzählte, dass er als Kind im Winter oft im Garten saß. Seine Mutter hat ihn dann immer warm angezogen – Anorak, Mütze, Schal, Handschuhe usw. – und sie hat ihm eine Tasse heißen Kakao mitgeben. Und dann saß er da mit seinem Teleskop – seine Eltern hatten ihm nämlich das beste Teleskop geschenkt, das sie sich damals leisten konnten – und der kleine Junge wartete, …und wartete, …und wartete auf die Außerirdischen.

Was für ein rührendes Bild! Ein Kind sitzt im Winter mit Kakao am Teleskop im Garten und wartet auf die Außerirdischen! Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihn gesegnet haben – falls es sie überhaupt gibt! Denn falls es die Außerirdischen gibt und diese Wesen auch nur im allergeringsten irgendwas taugen – ja dann müssen sie ihn doch gesegnet haben!

Natürlich sage ich Euch nicht, um wenn es sich handelt. Denn ich bin sein Freund und sein Astrologe. Also habe ich diskret zu sein. Wolfgang Döbereiner sagte einmal sinngemäß ‚die Astrologie ist ein Erkenntnismittel’ und damit ist sie auch ein Fenster in andere Welten! Was für ein Luxus, in andere Welten zu schauen! Und Diskretion gehört für einen Astrologen halt einfach dazu.

Der Mann, der als Kind mit einer Tasse Kakao in der Hand auf die Ausserirdischen wartete, ist jedenfalls einer der begabtesten Menschen, die ich kenne. Ich hatte da wirklich Glück und habe viele besonders begabte Menschen kennen gelernt, z. B. Ernst Fuchs, Osho, Wolfgang Döbereiner, Bernd Isert, Kenneth Ring, Joan Halifax, Annette Kaiser, Tsultrim Allione und noch viele andere, die nicht so bekannt sind. Manche davon habe ich astrologisch beraten und natürlich sage ich Euch nicht welche. Aber alle diese Menschen haben mir geholfen!

Insofern stehe ich in einer Tradition von einigen besonders begabten, wirklich hilfsbereiten und wohlwollenden Menschen. Manche, die mein Horoskop und die „Hamburger Schule“ kennen – das ist eine sehr gute astrologische Schule – werden vielleicht sagen: „Der Kerl hat ja einen Prominentenfimmel!“ Mag sein. Aber was soll man da schon machen? Irgendwelche Konstellationen haben alle in ihrem Horoskop – sogar die Astrologen.

Mit „besonders begabt“ meine ich nicht irgendein Ego-Ding. Alle Menschen sind besonders, also sind wir alle gleich! Und in meiner Arbeit als astrologischer Berater ist eines meiner wichtigsten Anliegen, meine Klienten zu ermutigen, gerade auch ihre besonderen Begabungen zu leben. Also die Begabungen, die durch ihre Lebensumstände weder gefordert noch gefördert, sondern vielleicht sogar blockiert oder unterdrückt wurden.

Astrologie ist Dienst am Individuum.

Die Astrologie ist ein Erkenntnismittel und kann uns etwas über die Begabungen eines Menschen sagen. Die Begabungen eines Menschen finden sich unter anderem in Haus 11 und den Positionen von Wassermann und Uranus. Die mythologische Entsprechung dazu ist der griechische Gott Uranos, der schöpferische Gott des nächtlichen Sternenhimmels. Der olympische Mythos entstand vor ca. 3.600 Jahren auf Kreta und bildet bis heute das intuitiv erfasste und poetisch formulierte Bildreservoir der westlichen Astrologie. Und darin heißt es:

Am Anfang war nur das CHAOS – was im Altgriechischen nicht etwa „Unordnung“, sondern „unermesslicher, gähnend leerer Weltraum bedeutet“. Und aus dem Weltraum erhoben sich URANOS, der Sternenhimmel und GÄA, die Erde. Und die beiden umarmten sich jede Nacht. Der Sternenhimmel besprühte die geheimen Öffnungen der Erde mit seinem Regen und so wurde GÄA fruchtbar und gebar alle Lebewesen.

Kurz die astrologischen Entsprechungen dazu:

CHAOS = Fische, Neptun und Haus 12

URANOS = Wassermann, Uranus und Haus 11

GÄA = Stier, Venus/Erde* und Haus 2

*Manche Astrologen ordnen dem Stier die Venus, andere die Erde zu.

Diese Zusammenhänge des olympischen Mythos mit der europäischen Astrologie wurden von Wolfgang Döbereiner in „Weg der Aphrodite“ dargestellt. Die metaastrologischen Schlüsselbilder bieten die Möglichkeit, diese Zusammenhänge en Detail zu beleuchten. Jetzt schauen wir uns den Uranos, bzw. den Planeten Uranus mal anhand seines metaastrologischen Schlüsselbildes etwas genauer an – das ist das Horoskop auf seine Entdeckung:

 

Uranus Entdeckung

Ich werde anfangs nur die wichtigsten Konstellationen deuten – zunächst zum POTENTIAL: Mit AC Skorpion geht es um eine Vorstellung, ein Konzept, oder um einen „Container“, also einen Behälter. All diese Entsprechungen zum Skorpion stammen aus der Münchner Rhythmenlehre (MRL). Pluto steht als Herrscher des AC in Haus 3. Haus 3 symbolisiert u. a. die Bewegung. Wir haben also ein Konzept oder einen Container in Bewegung.

Haus 3 steht im Steinbock und dessen Herrscher Saturn steht in Haus 2. Danach wird diese Bewegung bestimmend für ein Terrain. Haus 2 gehört zu den Erdhäusern und wird vom Schützen beherrscht, es handelt sich also um ein sehr weiträumiges irdisches Terrain. Und mit Jupiter als Herrscher von Haus 2 in Haus 1 wird dieses weiträumige, irdische Terrain fruchtbar.

Agrippa von Nettesheim sagte vor mehr als 500 Jahren über den Jupiter, dass der „über die Fruchtbarkeit der wirkenden Ursachen gebietet“. Wir würden heute vielleicht sagen, dass der Jupiter die Aktualisierung von Potentialen ermöglicht. Dem entspricht im Mythos, dass Uranos die Gäa fruchtbar macht.

Und jetzt kommt ein ganz entscheidender, nämlich ein struktureller Aspekt:

Der Herrscher von 1 steht in 3, der Herrscher von 3 steht in 2, der Herrscher von 2 steht in 1. Und dann geht das Ganze von vorne los. Der Herrscher von 1 steht in 3, der Herrscher von 3 steht in 2…usw. Wir haben hier eine kreisförmige Bewegung, einen Strudel oder Wirbel, eine Bewegung, die stets zu ihrem Anfang – also nach Haus 1 – zurückkehrt.

Dem entspricht eine Aussage von W. Döbereiner, wonach die Wassermänner in kreisförmigen Bewegungen denken. Im Zeichen des Wassermanns Geborene sind mit dem Uranus verbunden. Und das passt auch dazu, dass der Uranus mit Revolutionen assoziiert wird. Das lateinische revolutio bedeutet „Zurückdrehen“. Wir haben hier eine Bewegung, die stets zu ihrem Anfang zurückkehrt. Und das entspricht auch dem astrologischen Denken, das alle Erscheinungen auf 12 kosmische Grundprinzipien zurückführt. Das muss so sein, denn die Astrologie hat ja schon auch mit dem Sternenhimmel und damit mit dem Uranos bzw. dem Uranus zu tun – zumindest manchmal, nicht wahr?

Der Uranus symbolisiert eine Bewegung, die stets zu ihrem eigenen Anfang zurückkehrt und sich selbst treu bleibt.

Ich schrieb, dass Uranus das individuelle Bewusstsein symbolisiert. „Individuum“ bedeutet „das Unteilbare, Ungeteilte“. Als Individuum zu leben, bedeutet als ungeteilte Einheit zu leben und in dem Maße, wie das gelingt, lebt man als ein einzigartiges, schöpferisches, freies Wesen. Die Qualitäten der Einzigartigkeit, Individualität, des Schöpferischen und der Freiheit entsprechen alle dem Wassermann, dem Uranus und Haus 11.

Uranus Entdeckung

AUSDRUCK: So und jetzt schauen wir nach der Sonne, die zeigt uns wo und wie sich das Potential des Uranus ausdrückt und lebendig wird. Die Sonne steht in Haus 4, das symbolisiert das Seelische und ist ein Wasserhaus. Haus 4 wird von den Fischen beherrscht, das ist ein Wasserzeichen und entspricht dem Weltraum und den Ozeanen.

Dem entspricht mythologisch, dass der Sternenhimmel = URANOS aus dem Weltraum = CHAOS hervorgeht. Man könnte sagen, dass der Sternenhimmel als das Leuchten des Weltraums = Sonne in den Fischen = aus eben diesem Weltraum hervorgeht. Die moderne Physik sagt uns jedenfalls, dass alle Erscheinungen im Universum aus Energie, aber in allererster Linie aus Raum bestehen.

Aus einer anderen, nämlich der menschlichen Perspektive betrachtet, können wir sagen: „Der Uranus ist das in unseren seelischen Bewegungen = Haus 4, was uns mit dem universellen Bewusstsein = Fische verbindet.“ Wir können im Entdeckungshoroskop des Uranus sehen, dass individuelle Schöpfungen aus dem universellen Bewusstsein geschöpft werden.

Und jetzt hatten wir ja schon gesehen, dass der Uranus nach seinem Potential eine kreisende Bewegung ist, die das irdische Terrain fruchtbar macht. Und wenn wir nun an die kreisende Bewegung eines „Containers“, also eines Behälters denken, die im Wasser stattfindet – im individuellen, seelischen UND im universellen, ozeanischen Wasser – dem Element, aus dem ja alles Leben hervorging, dann haben wir das symbolische Bild des Wassermanns!

Das Zeichen des Wassermanns wird ja als ein Mensch dargestellt, der Wasser aus einer Vase gießt. Und damit dieses Wasser ausgegossen werden kann, muss es ja vorher geschöpft worden sein, nicht wahr? In der MRL gelten der Wassermann, der Uranus und das 11. Haus jedenfalls als das „Schöpferische“. Wir sind noch nicht am Ende der Deutung des Horoskops auf die Entdeckung des Uranus. Aber lasst mich zu einem vorläufigen Schluss kommen:

 

Wenn sich das universelle Bewusstsein wandelt,

wandelt sich auch das individuelle Bewusstsein. 

Und vielleicht gilt das ja sogar auch umgekehrt?! 🙂

 

Noch mal zur Erinnerung, der Uranus symbolisiert im Sinne des mythologischen Uranos auch den Sternenhimmel. Und Rudolf Steiner sagte einmal – ich zitiere nur sinngemäß – dass das individuelle Werden eines Embryos auch dadurch geschieht, dass sich vor seiner Geburt der Sternenhimmel in seinem Gehirn widerspiegelt.

Heute denken Manche, dass Menschen nur „Verbraucher, Wähler, Leistungsträger“ usw. sind. Aus der Perspektive des Uranus betrachtet, ist das völliger Irrsinn! Jeder Mensch ist ein individuelles und ganz und gar einzigartiges Abbild des Ganzen – ein Mikrokosmos, in dem sich der ganze Makrokosmos spiegelt! Jeder Mensch ist aus astrologischer Sicht also ein ganzes Universum in Miniatur!

Die Astrologie sieht den Menschen als ein komisches Wesen und beschreibt die Beziehungen zwischen Individuum und Universum. Die Astrologie kann also eine ganz enorm befreiende Kraft sein. Denn wenn wir alle ein lebendiges Abbild des Ganzen im Ganzen sind, dann können wir auch alle im Ganzen wirken!

 

Habts Alle richtig gut

Vincento

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2 Gedanken zu „Metaastrologische Briefe 2 – Astrologie als Mittler zwischen individuellem und universellem Bewusstsein“

  1. Vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel (von Wassermannfrau zu Wassermann). Besonders gefällt mir die Erkenntnis, dass sich das individuelle Bewusstsein wandelt wenn sich das universelle Bewusstsein wandelt und ich bin fest überzeugt, das es auch umgekehrt gilt. Ich denke da an die momentane Situation. Ich glaube, dass durch die Wandlung des individuellen Bewusstseins gerade eine Bewegung entsteht, die dazu führen wird, dass sich die Gesellschaft verändert (das hoffe ich zumindest). Und deshalb ist es so wichtig, dass jeder Einzelne an sich arbeitet und seine Wandlung öffentlich kundtut. Dann entsteht eine Welle, die alle anderen Wellen mitreißt. Hoffen wir das Beste.

    1. Danke liebe Jutta, ich würde das kollektive Bewusstsein im Steinbock und Saturn sehen, also im „Allgemein gültigen“ und „Bestimmenden“. Auf der Ebene haben wir derzeit eine materialistische Denkhaltung. Wassermänner wissen oft, dass es noch ganz andere Wirklichkeiten gibt. Unabhängig davon, was das Kollektiv für allgemeingültig hält. Und die Fische sagen dann – „sowieso alles nur ein Traum“ 🙂 Kleiner Scherz. Wahrscheinlich bekommen wir mit dem Uranus im Stier einen beschleunigten sozialen Wandel. Und der Wiedereintritt des Chiron in den Widder bringt ein neues Verhältnis zwischen individuellem (Uranus) und kollektivem (Saturn) Bewusstsein. Der letzte Eintritt des Chiron in den Widder war 1968, da gingen die Studenten auf die Straße, diesmal gehen schon die Kinder auf die Straße. Das Verhältnis zwischen individuellem und kollektivem Bewusstsein wandelt sich tatsächlich. Und ich wünsche den Kindern viel Glück – und uns natürlich auch 🙂

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