3. Offener Brief an den Oberbürgermeister von Freiburg Martin Horn

Vinzent Liebig
Künstler und Astrologe
Eichbergstrasse 56
79117 Freiburg

Am Ostermontag, den 13.4.2020

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Martin Horn,

dies ist mein dritter offener Brief an Sie und er wird wie auch meine beiden ersten Briefe an Sie auf meinem Blog, auf Facebook usw. publiziert. Falls Sie mir antworten, werde ich gerne auch Ihre Antwort an denselben Orten im Netz publizieren – versprochen!

Denn, jeder sollte seine Meinung sagen können, wir brauchen intellektuelle Vielfalt.

Wenn man nur eine Möglichkeit hat, ist man nicht mehr als ein Roboter.
Wenn man zwei Möglichkeiten hat, ist man in einem Dilemma.
Wenn man drei Möglichkeiten hat, eröffnet sich die Chance zum Menschsein.

Lieber Oberbürgermeister Martin Horn, wir hatten im letzten Sommer Kontakt und dann wieder im Herbst. Im Sommer hatte ich Ihnen geschrieben, wie außerordentlich besorgt ich wegen der Einführung von 5G bin, weil sie das Vorsorgeprinzip unterläuft und unsere Grundrechte auf die Unverletzlichkeit des Körpers, der Wohnung und Privatheit verletzt.

Im Herbst habe ich mich dann bei Ihnen bedankt, weil ich fand, dass Sie und Ihre Mitarbeiter von der Stadt die Freiburger öffentliche Einwohnerversammlung am 13.11.2019 zum Thema 5G sehr gut, fair und würdevoll organisiert haben, noch mal herzlichen Dank.

Nun wende ich mich erneut an Sie, weil Sie immer wieder als Mensch wirklich Format gezeigt haben – das ist einfach mein persönlicher Eindruck von Ihnen – und leider schreibe ich Ihnen auch deshalb, weil inzwischen noch besorgter bin, als letzten Sommer als ich Ihnen zum ersten Mal schrieb. Denn je älter ich werde, umso mehr erscheint mir das Format das jemand zeigt, wichtiger als seine Herkunft, Nationalität, Weltanschauung usw. Und je älter ich werde umso mehr lerne ich zu schätzen, was mir meine Eltern mitzuteilen versucht haben.

Ich bin inzwischen 63 und vor ca. 45 Jahren sagte mir meine Mutter einmal: „Weißt Du was mein Junge? Die internationalen Finanz- und Wirtschaftsunternehmen werden immer mächtiger, mächtiger als die Politiker!“ Diese Bemerkung meiner Mutter ist seither leider immer noch gültiger geworden und trifft heute in einem Maße zu, das absolut unerträglich ist.

Dieses System zerstört die biologische Artenvielfalt ebenso wie die wirtschaftliche und kulturelle Vielfalt. Inzwischen zerstört es die politische Vielfalt und jetzt ist auch die intellektuelle Vielfalt bedroht. Wir stehen am Rande einer globalen, faschistischen Technokratie und planetarischen Wirtschaftsdiktatur.

Der Neoliberalismus hat seit den Tagen von Margret Thatcher und Ronald Reagan die staatlichen Ordnungen immer tiefer durchdrungen und unterwandert. Und es kann nicht sein, dass wir unsere Grundrechte und unsere gesellschaftlichen Ordnungen der Gier einer Clique von ein paar wenigen Superreichen opfern, die anscheinend unfähig sind, um mit ihrem gigantischen Reichtum etwas Intelligentes anzufangen, das allen Menschen hilft.

Schon in der Diskussion um die Risiken des Mobilfunks wurden die Kritiker diffamiert und als „Aluhüte“ und „Verschwörungstheoretiker“ herunter gemacht. Schon die sprachliche Armut, mit der da immer dieselben Klischees wiederholt wurden und werden, spricht Bände über den Mangel an Phantasie, Bildung und Kultur derjenigen, die kritische Einwände und seien sie sachlich auch noch so fundiert, in dieser Weise attackieren und andere Menschen beleidigen, nur weil sie eine andere Sicht auf unsere Wirklichkeit formulieren.

Noch mal – jeder sollte seine Meinung sagen können, wir brauchen intellektuelle Vielfalt.

Wenn man nur eine Möglichkeit hat, ist man nicht mehr als ein Roboter.
Wenn man zwei Möglichkeiten hat, ist man in einem Dilemma.
Wenn man drei Möglichkeiten hat, eröffnet sich die Chance zum Menschsein.

Und in der jetzigen Diskussion um die Angemessenheit der staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise, werden die Kritiker ebenso würdelos herunter gemacht, wie in der Diskussion um die Risiken. Ich will Sie da jetzt gar nicht mit Details behelligen, denn es kann sich ja jeder davon selber ein Bild im Internet machen. Aber Sie haben in der Frage immer Format und Fairness gezeigt, weshalb ich Ihnen vertraue und ich mag Sie an etwas erinnern!

Nach meiner Kenntnis waren Sie der erste Oberbürgermeister in Deutschland, der wegen der Corona-Krise in seiner Stadt Ausgangsbeschränkungen erlassen hat, nicht wahr? Und wissen Sie was? Das habe ich gut gefunden.

Inzwischen mehren sich aber immer mehr kritische Stimmen, Virologen, Ärzte und Juristen, die solche Maßnahmen und auch die Vorgehensweise des Robert Koch Instituts wie ich finde berechtigterweise in Frage stellen.

Lieber Herr Oberbürgermeister Martin Horn, Sie waren nach meiner Kenntnis der erste Oberbürgermeister in Deutschland, der wegen der Corona-Krise Ausgangsbeschränkungen erlassen hat. Bitte zeigen sie nochmal menschliches Format und seien Sie auch der erste Oberbürgermeister in Deutschland, der diese Beschränkungen wieder aufhebt.

Von Herzen Alles Gute
Vinzent Liebig

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6 Gedanken zu „3. Offener Brief an den Oberbürgermeister von Freiburg Martin Horn“

    1. Lieber Wendelin, es scheint ein Kennzeichen der öffentlichen Diskussionskultur zu sein, dass man sehr vorsichtig sein muss, um nicht mit den „falschen Leuten“ in Verbindung gebracht zu werden. Und es gibt „falsche Leute“ ganz verschiedener Art. Da brauche ich keine Beispiele zu geben, die finden sich in großer Menge in diversen Medien. Mich interessiert vor allem, ob einer etwas von seinem Fach versteht und fundierte Argumente bringt und ich finde, wir tun gut daran uns dafür einzusetzen, dass die Meinungsvielfalt erhalten bleibt. Denn das ist ein ganz zentraler Wert unserer Kultur und Demokratie. Und wenn irgendwann alle die „richtige Meinung“ hätten, würde das bei mir fundamentale Ängste auslösen. Wegen der technischen Aspekte der Kommentarfunktion meines Blogs, da blicke ich selbst nicht wirklich durch. Aber es ist halt so, dass ich alle Kommentare erst mal freischalten muss, sonst werden sie nicht sichtbar. Lass es Dir wohl ergehen, lieber Wendelin. Herzlichen Gruß Vincento

      Nachtrag am 21.4.2020 Lieber Wendelin, Du warst nicht der Einzige, ein anderer Freund hat auch Bedenken vorgebracht. Also habe ich meinen Text inzwischen geändert.

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