Zur Wintermitte steht die Sonne auf 15° Wassermann und aktiviert den Uranus, der das Schöpferische symbolisiert. Das Horoskop zeigt die schöpferischen Impulse für die nächsten 12 Monate und gilt weltweit. Natürlich bilden sich diese Konstellationen an jedem Ort und in jedem Individuum letztlich verschieden und einzigartig ab. Was hier dargestellt wird, ist nur das, was im Sinne des Schöpferischen astrologisch ganz allgemein gegeben ist.
Mit Mars im Schützen tendiert die Grundenergie zur Erweiterung und zur Entfaltung von Anschauungen und Einsichten. Mit Jupiter im Skorpion kann sich dies auf Aktivitäten von Gleichgesinnten beziehen, die bei Pluto im Steinbock von den allgemeinen Gegebenheiten desillusioniert sind. Seit der Pluto 2008 ungefähr zur Zeit des Bankencrashs in den Steinbock eintrat, gab es viele Enttäuschungen bezüglich unserer politischen, religiösen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Institutionen. Ob die Zeiten früher besser waren, ist damit noch lange nicht gesagt. Aber im Steinbock werden die Konzepte, Vorstellungen und Modelle des Plutos einer Prüfung hinsichtlich ihrer Gültigkeit unterworfen und da erweisen sich manche Konzepte und damit zusammen hängende Strukturen dann eben als ungültig. Und wenn sich ein Konzept als ungültig erweist, erleben wir eine Enttäuschung.
Die natürliche Lilith steht in Konjunktion mit Saturn im Steinbock. Sie symbolisiert als der erdfernste Punkt der Mondbahn die seelischen Inhalte, die nur schwer innerhalb der sozialen Konventionen zu leben sind. Lilith/Saturn kann eine Situation anzeigen, in der das unkonventionelle Seelische der Lilith direkt mit kollektiven Maßstäben und Regeln in Berührung und eventuell auch in Konflikt kommt. Aber Saturn im Steinbock bedeutet, dass sich die bisherigen Maßstäbe aus sich selbst und durch sich selbst zu neuen Formen ihrer selbst verwandeln. Das kann die Chance zur Selbstbestimmung beinhalten. Viele kennen das Bild aus der „Saturn-Krise“ mit Ende Zwanzig, in der man die Lebensmaßstäbe für die folgenden Lebensjahre setzen kann.
Der Mond Ende Jungfrau symbolisiert die „Bewusstheit des Seelischen“, also u. a. das Gedächtnis als Speicher aller Erinnerungen. Und der Mond scheint als seelisches Selbst alle Erinnerungen als entweder als positiv oder negativ zu etikettieren und einzuordnen. Mond in der Jungfrau bzw. im 6. Haus gilt als „launisch“. Vermutlich weil sich der Mond hier besonders stark von seinen Erinnerungen bewegen lässt, anstatt sich angemessen gegenüber den jeweiligen Bedingungen zu verhalten. Mond in der Jungfrau hat sich zu öffnen, um zu lernen, dass die Dinge nicht entweder „gut“ oder „schlecht“ sind, sondern immer neu und wesentlich komplexer und subtiler, als seine Erinnerungen. Mit Mond Ende Jungfrau kurz vor der Waage geht es um eine seelische Entwicklung, die einen begegnungsfähig macht. Kurz – etwas seelische Offenheit könnte sehr, sehr hilfreich sein.
Im Hintergrund finden wir mit Neptun in den Fischen immer noch ein Bild dafür, dass viele der bisherigen Zugänge zum Grenzenlosen blockiert sind – dass wir das Grenzenlose in uns selbst zu finden haben, um es dann aus uns selbst als Liebe und Schönheit ins Leben zu gebären. Und der Chiron in den Fischen sagt uns, dass die Aktivität von Heilern, Lehrern und Evolutionsagenten vor allem im Hintergrund und im spirituellen Bereich geschieht.
Mit altem MK im Wassermann und Uranus im Widder sind Rebellion und das Träumen von anderen Welten allein als Wege völlig unzureichend. Bei neuem MK im Löwen und Sonne im Wassermann in neben dem alten MK geht es um eine vom Herzen ausgehende Bewegung, die ins Individuelle Schöpferische mündet – „Geh aus mein Herz und suche Sigmund Freund “ – und bei Uranus im Widder und Mars im Schützen um die Bereitschaft, zu neuen Einsichten und Anschauungen zu kommen.
Wie schon erwähnt sind die Dinge nicht „entweder gut oder schlecht“, sondern immer neu und wesentlich komplexer, subtiler und paradoxer, als unsere Konzepte und Erinnerungen. Eine brasilianische Redensart lautet z. B.: „Jede Liebe ist ewig, so lange sie dauert.“
Mit der Venus im Wassermann liegt die Bedeutung und Finalität der Phase darin, einen offenen und wachen Blick auf das Leben zu gewinnen. Als sterbliche Einzelwesen leben wir eine begrenzte Existenz. Wir entwickeln Konzepte, durch die wir unser Leben interpretieren und vielleicht idealisieren, aber nicht wirklich erweitern. Gleichzeitig sind wir als eine freie, schöpferische Bewusstheit präsent, die unsere subjektive Begrenztheit überschreitet. Diese Gegensatzspannung zwischen Begrenztheit und Freiheit kann in ein leidenschaftliches Interesse für das münden, was jenseits der Grenzen unserer Subjektivität liegt.
In diesem Sinne wie immer Alles Gute
Vincento
Vincento, sehr fein artikuliert, – sehr profund. Vielen Dank
Herzlichen Dank, liebe Vera
Gruß
Vincento