30.1.2019 Gibt es einen freien Willen und haben wir Wahlmöglichkeiten?

Meine Beziehung zu den genannten Themen ist eine ganz besondere. Als Astrologe beobachte ich nun schon seit fast 40 Jahren, dass viele unserer inneren und äußeren Erlebnisse „in den Sternen stehen“, was bedeutet, dass sie mit bestimmten astronomischen Bedingungen zusammenfallen. Genauer gesagt, die Himmelskörper in unserem Sonnensystem stehen in bestimmten Verhältnissen zueinander, in Verhältnissen, die von Astrologen als „astrologische Konstellationen“ bezeichnet werden, wenn wir bestimmte innere und/oder äußere Erlebnisse haben. Bevor wir tiefer einsteigen, sollten wir zunächst ein paar Dinge unterscheiden.

Es gibt Beziehungen zwischen Geschehen am Himmel und Geschehen auf Erden, die sehr leicht zu erklären sind. Wenn z. B. die Sonne über dem Horizont steht dann erleben wir üblicherweise mehr Licht und Wärme, da die Strahlung der Sonne die Atmosphäre durchdringt, aufwärmt und durchlichtet. Und wenn Erde, Mond und Sonne ungefähr in einer Linie stehen, dann fallen die Gezeiten unserer Ozeane viel stärker aus, weil sich die Gravitationskräfte von Mond und Sonne addieren. Solche Beziehungen zwischen den Vorgängen am Himmel und den Vorgängen auf der Erde lassen sich ganz leicht mit physikalischen Gesetzen erklären.

Aber wie es kommt, dass bestimmte Verhältnisse zwischen Uranus und Pluto, die extrem weit von der Erde entfernt sind, immer wieder mit Enttäuschungen einhergehen, kann nicht mit physikalischen Gesetzen erklärt werden. Trotzdem geschieht das immer wieder und ich beobachte das nun schon seit fast 40 Jahren. Als Astrologe kann ich bei so weit entfernten Objekten wie Uranus und Pluto nicht sagen, „das geschieht weil“, als ob es hier irgendeine physikalische Beziehung zwischen Ursache und Wirkung gäbe. Ich kann nur feststellen, dass bestimmte astronomische Verhältnisse immer (!) mit Enttäuschungen einhergehen. Ich kann also nicht erklären „wie es funktioniert“, aber es funktioniert dennoch und ich staune darüber.

Die Beobachtung solcher Zusammenhänge, und es gibt viele, viele, viele verschiedene davon, und ich habe Tausende davon beobachtet, hatte Konsequenzen. Denn diese Beobachtungen haben einen sehr starken Eindruck auf mich gemacht. Ich habe das wirklich so empfunden, als ob etwas im geistigen und emotionalen Sinne Druck auf mich ausübte und ich musste meine Sicht auf das Konzept des „freien Willens“ unter dem Druck meiner Beobachtungen über die Jahre immer wieder wandeln und verändern.

Dieser Eindruck, oder Druck, den ich verteilt über fast 40 Jahre in vielen kleinen Dosen erhielt, war so stark, dass er, wenn er Jemanden konzentriert auf einen Schlag in einem einzigen Moment erreichen würde, womöglich dazu führen könnte, dass dieser Mensch eine Psychose erleiden, in eine völlige Lähmung verfallen oder sogar sterben könnte. Sich der „Grenzen des freien Willens“ bewusst zu werden, ist für ein menschliches Wesen sehr schwer zu verdauen. Eine weitere Konsequenz meiner langjährigen Beobachtungen ist, dass ich weiß, dass ich weiß wovon ich rede, wenn es um Themen wie „Wahlfreiheit“ und den „freien Willen“ geht und dass viele andere das eben nicht tun. Das mag jetzt erst einmal ziemlich arrogant klingen, dessen bin ich mir durchaus bewusst.

Aber wann immer ich Statements von Hirnforschern oder spirituellen Lehrern der non-dualen Schulen wie Dzogchen oder Advaita lese, die in ungefähr behaupten: „Den freien Willen gibt es überhaupt nicht und es gibt auch keine Person, weder hier noch irgendwo sonst“, dann denke ich ‚Du hast damit zu einem gewissen Grad Recht. Aber Deine Statements zu diesen Themen sind nicht gerade besonders differenziert, um es Mal sehr milde zu formulieren. Womöglich hast Du nur eine sehr ungefähre Idee, worüber Du da eigentlich redest. Und Deine Statements sind gefährlich, besonders dann wenn Du diese Statements so formulierst, als ob es sich dabei um absolute, universelle Wahrheiten handeln würde. Denn wenn solche Statements einen Menschen im falschen Moment erreichen, dann können sie eine zutiefst destruktive und entmutigende Wirkung auf dieses menschliche Wesen haben.’

Warum? Weil der Gebrauch von universellen Begriffen und Verallgemeinerungen wie „überhaupt nicht“, „niemand“, „alle“, „jeder“, „immer“, „überall“, „nirgendwo“ und so weiter eine verzerrende Wirkung auf die Wahrnehmung haben, denn sie schließen Differenzierungen aus. Und je weniger Differenzierungen wir wahrnehmen, umso weniger Wahlmöglichkeiten erkennen wir. So dass sich am Ende ein Statement wie „es gibt keine Wahlmöglichkeiten und keinen freien Willen“ als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung erweisen kann. Hat sich hier irgendjemand Mal ein paar Jahre lang mit Hypnose und Linguistik beschäftigte? Ja! Nämlich ich! So arrogant es auch klingen mag, ich weiß tatsächlich wovon ich hier rede.

Warum tendieren manche Hirnforscher und spirituelle Lehrer manchmal dazu, in ihren Statements universelle Begriffe und Verallgemeinerungen zu verwenden? Ich habe keine Ahnung, warum manche Hirnforscher manchmal dazu neigen. Ich kann nur vermuten, dass das vielleicht etwas mit dem Ego zu tun hat. Das könnte doch sein, nicht wahr? Denn das Ego fühlt sich doch wirklich großartig, wenn es glaubt, so etwas sagen zu können wie: “Das ist immer und unter allen Umständen so”, nicht wahr? Aber was ist mit den spirituellen Lehrern, die ebenfalls universelle Begriffe und Verallgemeinerungen verwenden, und angeblich ihr Ego schon vor langer – natürlich zeitloser – Zeit hinter sich gelassen haben?

Ich vermute, dass spirituelle Lehrer deshalb universelle Begriffe verwenden, weil wir, wenn wir das Ego hinter uns lassen, universelle Erfahrungen, Erfahrungen von „Allem was ist“, Erfahrungen des universellen Bewusstseins erleben, nicht wahr? Ich gehe also davon aus, dass viele spirituelle Lehrer tatsächlich in einem gewissen Maße wissen, worüber sie sprechen. Und wenn wir universelle Erfahrungen machen ist es ganz natürlich, universelle Begriffe zu verwenden um diese universellen Erfahrungen zu kommunizieren. Das ist also ganz natürlich und völlig verständlich. Vor allem dann, wenn ein spiritueller Lehrer nichts über Hypnose, Linguistik und die Effekte weiß, die durch die formalen Aspekte der Sprache im Bewusstsein und besonders im Unterbewusstsein von Menschen, also z. B. auch in seinen Schülerinnen und Schülern ausgelöst werden können.

Aber auch wenn solche spirituellen Lehrer sich ihrer Inkompetenzen in der Kommunikation gar nicht bewusst sind, so können die eben doch ziemliche negative Auswirkungen haben. Und außerdem, wenn der Lehrer die nächste „Erleuchtung“, also die nächste universelle Erfahrung erlebt, dann wird sie oder er sich vielleicht auf einer ganz anderen Ebene des universellen Bewusstseins wiederfinden und erkennen, dass sie oder er bisher sozusagen „noch nicht einmal den kleinen linken Zeh Gottes berührt hat“. Also waren ihre bzw. seine bisherigen universellen Statements ziemlich daneben! Ach Du gütige Galaxis! Aber okay, shit happens! Und jetzt hat sie oder er „ES“ ja glücklicherweise endlich total kapiert – ohne sich bewusst zu sein, dass „ES“ immer da war, ist und sein wird – und so führt sie oder er gestählt durch Unwissenheit ihre oder seine spirituelle Mission weiter und hat immer noch keine Ahnung von den Zusammenhängen zwischen Sprache, Wahrnehmung, Verstand und Psyche.

Das muss nicht unbedingt direkt zu einer Katastrophe führen, solange es in einer spirituellen Schule eine „Herzensverbindung“ gibt, die dafür sorgt dass alle Beteiligten zumindest spüren worum es im Wesentlichen geht. Das mag für einige Phasen im spirituellen Prozess reichen. Und es gibt einen individuellen spirituellen Prozess, auch für diejenigen, die dem Ansatz der „plötzlichen Erleuchtung“ folgen. Oder habt Ihr eine andere Erklärung dafür, warum einige Menschen – wie ich zum Beispiel – viele Jahre damit verbringen, Dzogchen oder Advaita zu studieren? Okay, vielleicht sind sie einfach schlechte Schüler, Idioten, so wie ich. Das mag schon sein – aber „plötzliche Erleuchtung“ bedeutet ja doch eigentlich „plötzlich“, oder nicht? Die Einführung in die Natur des Geistes im Bruchteil einer Sekunde, peng! Erleuchtung ein für alle Mal, Happy End, aus, fertig, babela!

Vielleicht gibt es einige sehr begabte Individuen, die einem Lehrer nur ein einziges Mal begegnen müssen und das war’s dann, vorbei, ein für alle Mal. Aber für andere von uns entwickelt sich die spirituelle Reise, die laut manchen Lehrern von „Niemand“ unternommen wird – was übrigens bedeutet, dass selbst Siddharta, der später als der Buddha bekannt wurde, nicht existiert hat – doch auf eine etwas andere Art und Weise. Obwohl uns die spirituelle Reise von Hier nach Hier und von Jetzt nach Jetzt führt. Wie dem auch sei.

Lasst uns einen Blick auf „die Welt“ werfen, die nach einigen nondualen Lehrern, „noch nicht einmal wirklich existiert“. Vermutlich sind diese Lehrer entweder totale Klotzköpfe oder in einem Maße erleuchtet, das ich mir noch nicht einmal in meinen wildesten Träumen vorstellen kann. Also lasst uns auf diese Welt schauen, auf diese „illusionäre“ Welt, in der wir alle leben, die Welt der menschlichen „Zivilisation“ auf der Erde im 21. Jahrhundert.

Wenn wir einmal all die Manipulationen in den Blick nehmen, die von Politikern, Priestern, Lobbyisten und Geschäftsleuten ausgeübt werden, dann sollten wir eigentlich die innere Freiheit und den Mut in unseren Mitmenschen unterstützen, anstatt großmäulig, negative, universelle Statements über Themen wie „Wahlmöglichkeiten“ und den „freien Willen“ vom Stapel zu lassen, ohne diese Dinge wirklich verstanden zu haben.

Erlaubt mir an diesem Punkt zu zugeben, dass auch ich immer noch nur eine ungefähre Vorstellung von diesen Themen habe. Einige Aspekte dieser Themen sind mir klar, andere nicht. Aber es gibt selbst nach fast 40 Jahren persönlicher Erfahrung mit der Astrologie immer noch einige deutliche Hinweise darauf, dass wir tatsächlich „Wahlmöglichkeiten“ und einen „freien Willen“ haben. Paradoxerweise gibt es sogar einige astrologische Zusammenhänge, die beweisen, dass „Wahlmöglichkeiten“ und der „freie Wille“ wirklich existieren. Wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, teile ich dieses Wissen sehr gerne mit Euch.

Lasst uns noch einmal „auf der Erde landen“ Wenn die Manipulationen und die strukturelle und physische Gewalt in unseren Gesellschaften sich noch weiter ausbreiten, dann werden wir bald noch viel mehr Menschen auf der Strasse, in Gefängnissen und in Konzentrationslagern haben als Heute schon. Und irgendwann werden dann womöglich auch Hirnforscher, spirituelle Lehrer und Astrologen eingesperrt. Schaut Mal nach China; nachdem was aus den Massenmedien zu erfahren ist, sitzen dort jetzt schon Millionen von Menschen in Konzentrationslagern und die Überwachungssysteme in China sind noch unmenschlicher und ekelerregender als die Überwachungssysteme der europäischen und amerikanischen Geheimdienste. Und deshalb glaube ich, dass wir nicht einfach mal so behaupten sollten, dass wir Menschen keine Wahl und keinen freien Willen haben, ohne diese Themen wirklich geistig und seelisch durchdrungen zu haben, sondern dass wir stattdessen uns selbst und unsere Mitmenschen ermutigen sollten, freie menschliche Individuen zu sein und zu werden.

In diesem Sinne – folgt Eurer Freude, falls Ihr Euch danach fühlt
In Liebe – Vincento

5 Gedanken zu „30.1.2019 Gibt es einen freien Willen und haben wir Wahlmöglichkeiten?“

  1. Christina Hofmann

    Hallo lieber Vincento,
    ich habe schon lange Zeit ein ungutes Gefühl, wenn ich diese selbsternannten „Erleuchteten“ mir anhöre und von ihnen lese. Ich nenne sie eigentlich lieber die „Beleuchteten“, denn für mich stellt sich die Frage: von welchen Licht und von welcher „Wahrheit“ werden sie angestrahlt? Und wie halten sie es denn mit dem eigenen freien Willen und mit dem freien Willen ihrer „Nachfolger, Anhänger, Schüler oder wie diese sich nennen im „Vergleich“ zu ihnen. Meiner irdischen Erfahrung nach, mit einer spirituellen Anbindung an meine innere Herzensstimme, gibt es in vielen Situationen diesen freien Willen, denn ich habe oft die Wahl, mich für mehrere Möglichkeiten zu entscheiden. Nur manchmal seh ich diese Möglichkeiten einfach nicht, weil aus irgendwelchen Gründen sie sich mir im Moment nicht erschließen, oder weil ich zu bequem bin, diese zu erforschen und tiefer zu graben.
    Ich bin sehr froh, und danke Dir an dieser Stelle auch für Deine offenen Worte. Diese Themen sind wahr-schein-lich ebenso wertvoll und wichtig wie die essenziellste Fragen aller Fragen: „Wer bin ich?“
    In diesem Sinne – in geistiger Verbundenheit
    Christina aus Holzen (war vor ca 1 Jahr mal an einem Sonntagnachmittag bei einem Kurzvortrag mit Übungen bei Dir….)

  2. Christina Hofmann

    lieber Vincento,
    meine zweite Antwort. Natürlich habe ich immer eine Wahl, abgesehen von den diversen kosmischen Gesetzmässigkeiten und dem Schicksalsfaden. Aber letztlich – wenn ich meinem Herzen folge – kommen diese Dinge oft in Syncronizität. Das ist meine bisherige Erfahrung in meinen 63 Lebensjahren.
    Ganz viele liebe Grüsse von Christina aus Holzen.

    1. Sorry für die späte Antwort – technisches Problem – Danke Christina, ich denke unsere Haltungen sollten auf unserer individuellen Erfahrung beruhen und nicht auf irgendwelchen Schriften oder Statements anderer Menschen, also stimme ich Dir zu – herzlich Vincento

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