Frau und Mann im Mond

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Hier geht es um die weiblichen und männlichen Qualitäten des Mondes und darum, wie sich diese im weiblichen und männlichen Seelenleben widerspiegeln. Die astrologischen Fachbegriffe können übrigens getrost überlesen werden. Die muss man nicht verstehen, um den Text zu begreifen. Sie wurden für meine Kolleginnen und Kollegen in der Astrologie angeführt, um die Ideen, die dem Text zugrunde liegen, nachvollziehbar zu machen.

Nach den metaastrologischen Schlüsselbildern hat jeder Himmelskörper eine Art „Geburtshoroskop“ mit weiblichen und männlichen Faktoren. Und so wie das Horoskop jedes Menschen weibliche und männliche Qualitäten in sich trägt, hat aus dieser Perspektive betrachtet auch jeder Himmelskörper weibliche und männliche Facetten. Mit den metaastrologischen Schlüsselbildern lässt sich das für alle Himmelskörper durchspielen, für Sonne, Mond, Venus, Mars usw. Hier geht es zunächst um die weiblichen und männlichen Facetten des Mondes.

Der Mond symbolisiert das Seelische. Damit ist hier nicht etwas Ewiges im Menschen gemeint, sondern das Triebhafte, das persönliche Unterbewusste, das seelische Empfinden und Gefühl. Und was hier als das Weibliche und Männliche des Mondes dargestellt wird, sind unpersönliche, archetypische Grundmuster. Überraschenderweise lassen sich deren Qualitäten aber auch im seelischen Selbstverständnis heutiger Frauen und Männern wiederfinden. Die Übereinstimmungen sind dabei teilweise so lächerlich genau, dass mich Manche vielleicht verdächtigen werden, ich wollte einige uralte Ideen über das Weibliche und Männliche erneut etablieren, die durch den Feminismus längst überholt wurden. Das ist keineswegs meine Absicht. Ich beschreibe weibliche und männliche Qualitäten, die aus metaastrologischer Sicht dem Mond zu Eigen sind und die im menschlichen Seelenleben auftauchen. Vielleicht trägt mein Text zu einem tieferen und besseren Verständnis zwischen Frauen und Männern bei. Das wäre schön.

Es sollte bei der Lektüre erinnert werden, dass jeder Mensch sowohl weibliche als auch männliche Qualitäten in sich trägt und dass hier nicht etwa „die Frauen“ oder „die Männer“, sondern die archetypischen Muster des Weiblichen und des Männlichen des Mondes, also des Seelischen dargestellt werden. Und metaastrologisch gesehen haben alle Himmelskörper, Sonne Mond, Merkur, Venus … usw. weibliche und männliche Komponenten. Was hier bezüglich des Mondes an weiblichen und männlichen Muster dargestellt wird, ist also nur ein kleiner, aber gewichtiger Ausschnitt.

MONDLANDUND Venuspersonar

Das Venus-Personar im Horoskop auf die Mondlandung

Bei AC Zwilling und Sonne am AC könnte man scherzhaft formulieren, das seelische Selbstverständnis des Weiblichen lautet: „Ich kommuniziere, also bin ich.“ Übrigens entspricht dem Zwilling auch die Selbstdarstellung; Make-up, Frisur und Kleidung können als Teilaspekte von Kommunikation verstanden werden. Da Haus 3 und 4 beide vom Löwen beherrscht werden, haben seelisches Erleben und Kommunikation große Kraft und „dieselbe Wellenlänge“, sie sind damit nahezu gleich bedeutend. Wobei der Merkur in 12 intuitiv kommuniziert und auch telepathisch begabt ist. Der Schriftsteller Robert Musil definierte weibliche Intuition einmal so: „Ins Blaue schwätzen und ins Schwarze treffen.“ Mit Merkur/Saturn, der das berühmte Glas nicht als halb voll, sondern als halbleer ansieht, kann übrigens auch die unterbewusst gesteuerte Neigung bestehen, sich oft zu beklagen. Aber im Wesentlichen dient Kommunikation hier bei Stier in Haus 12 und Venus in Haus 2 vor allem dazu, soziale Zusammenhänge zu schaffen und damit auch seelische Sicherheit. Das Soziale ist bei Krebs und Mond in Haus 2 ein seelisches und familiäres Zusammensein, das sich aus sich selbst und durch sich selbst entfaltet und entwickelt. Man denke etwa an die berühmten Salons der deutschen Romantik, in denen sich das kulturelle und gesellschaftliche Leben entwickelte, die von Frauen geleitet wurden.
Noch etwas zur Grundstruktur – bei Merkur als Herrscher von Haus 1 in Haus 12 kann vermutet werden, dass das weiblich Seelische telepathisch tief an das GANZE angebunden ist und die Realisierung spiritueller Wirklichkeiten via Stier in Haus 12 und Venus in Haus 2 im Krebs konkret im irdisch gelebten, sinnlichen und seelischen sozialen Sein erfährt. Dabei fällt auf, dass bei Steinbock in 8 und Saturn in 12 „die Väter untergegangen sind“ und deren Denkmaßstäbe keine große Rolle spielen. Danach sind z. B. die patriarchalisch organisierten Religionen, aber auch andere rigide mentale Konstruktionen für das weiblich Seelische vermutlich nicht besonders von Belang, was nur allzu verständlich wäre.
Pluto in 4 symbolisiert intensive, leidenschaftliche Gefühle und auch Schwangerschaften. Bei dem 165°-Aspekt zu Chiron in 11 kann es dadurch zu entscheidenden Bewegungen und Zäsuren in der individuellen Entwicklung des weiblich Seelischen kommen. Mit Widder in 11 und Mars werden männliche Energien in die eigene Existenz aufgenommen. Und bei Schütze in 7 und Jupiter in 5 werden Glück und Erfüllung durch Begegnungen und Beziehungen zugänglich, die via Waage in Haus 5 und Venus in 2 in feste Verbindungen, z. B. in eine Ehe einmünden können. Wobei die glückliche Begegnung aus astrologischer Sicht wie jede Begegnung außerhalb der bewussten Kontrollmöglichkeiten liegt. Aber das Verhalten des weiblich Seelischen tendiert mit Waage in 5 und Venus in 2 auf jeden Fall dazu, Beziehungen zu pflegen und zu schützen, um sie dauerhaft zu machen.
Der Schwerpunkt liegt in Haus 2, denn letztlich werden über die Verkettung von Häuser- und Zeichenherrschern hier alle Faktoren durch den Mond im Krebs in Haus 2 beherrscht. Und wenn der Mond wie hier sich selbst beherrscht, findet sich das Seelische in seinen eigenen Ausdrucksformen wieder, z. B. im Traum und Tagtraum. Emma Jung, die Ehefrau von C. G. Jung schrieb einmal sinngemäß, das Denken des Weiblichen sei eine Art Träumen. Haus 2, in dem der Mond als Endherrscher steht, symbolisiert das Irdische und im weiteren Kontinuität, Dauer, Nahrung, Genuss, Sicherheit, Schützen und Beschützwerden. Diese Themen spielen danach im seelischen Selbstverständnis des Weiblichen eine maximal bedeutsame Rolle, was auch vermuten lassen kann, dass gerade die Kontinuität männlicher Bemühungen um die Gunst des Weiblichen für Letztere ein entscheidendes Kriterium sein können. Vielleicht könnte man sagen, dass das weiblich Seelische das Irdische in die Wirklichkeit träumt.
Da Haus 2 vom Mond beherrscht wird, kann hier auch vom Terrain oder Schutzraum der Mutter und des Sozialen gesprochen werden. Dies im Bewusstsein zu halten ist entscheidend, um die evolutionären Konstellationen richtig einschätzen zu können, die durch den neuen Mondknoten in Haus 10 angezeigt werden. Haus 10 steht im Wassermann und die Fische sind eingeschlossen. Danach besteht die Bestimmung und Entwicklungschance des weiblich Seelischen darin, durch den Uranus in 5 aus dem Gewohnten auszubrechen, sich zu individualisieren und schöpferisch zu werden. Und der Neptun in Haus 6 fordert, sich seiner individuellen Andersartigkeit gegenüber dem Herkunftsmilieu bewusst zu werden und sich dem entsprechend zu entwickeln. Das weiblich Seelische muss also, um seiner Bestimmung zu folgen und seine Entwicklungschancen wahrzunehmen, den Konflikt mit dem Schutz gewährenden sozialen und seelischen Kontext wagen, das den Schwerpunkt seines Erlebens ausmacht und die Grenzen des Schutzraums der Mutter bzw. des Gemeinschaftlichen überschreiten – keine einfache Aufgabe, aber zur Selbstfindung notwendig.

Zwischenbemerkung:

Hier eine Idee, was für die Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Seelischem ursächlich entscheidend sein könnte: Man kann vermuten, dass der Mond als Symbol des mütterlich Weiblichen auch mit dem vorgeburtlichen Erleben zu tun hat. Also könnte man weiter vermuten, dass ein weiblicher Embryo die Gebärmutter als ihm wesensähnlich erfährt, während ein männlicher Embryo sie als polare Ergänzung erfährt. Bisher ist das nur eine Idee, wenn auch eine naheliegende. Empirisch zu überprüfen wäre dies wohl durch Rückführungen in die vorgeburtliche Phase durch Hypnose, Timeline oder ähnliche Verfahren.

MONDLANDUNG Marspersonar

Das Mars-Personar im Horoskop auf die Mondlandung

Nun zum seelischen Selbstverständnis des Männlichen. Mit AC-Jungfrau und Merkur in Haus 4 ist das seelische Selbstverständnis des Männlichen das eines nach Innen gekehrten (Merkur in 4) Einzelwesens (AC-Jungfrau). Dazu kommt, dass sich die Sonne auf ca. 2,5° Schütze befindet, einem Punkt, der in der Münchener Rhythmenlehre für Trennungserlebnisse steht. Wir haben hier also schon im Potential des AC und den Erlebnismustern der Sonne Hinweise darauf, dass sich das männlich Seelische, ganz im Gegensatz zum weiblich Seelischen, als vereinzelt erlebt. „Er war einsam, aber schneller und sein Gebetbuch war der Colt!“ heißt es in einer Western-Parodie der Band Insterburg und Co. Dementsprechend kreisen Denken und Kommunikation des männlich Seelischen mit Sonne, Venus und Neptun in Haus 3, Skorpion in 3 und Pluto in 1 zu großen Teilen um die eigene Existenz und zwar auch im (kritischen?) Vergleich zur idealen Vorstellung von sich selbst.
Dies bedeutet aber nicht, dass das männlich Seelische in seinem Gefühlsleben unsozial ist. Im Gegenteil, mit IC-Schütze und Jupiter in 2 besteht durchaus der Wunsch, seinen inneren Reichtum zu teilen und damit das Gemeinschaftsleben zu bereichern und zu verbessern. Die Frage, ob es einem gelingt, in der Gesellschaft anzukommen, kann danach sogar maximal entscheidend für das seelische Selbstverständnis des Männlichen sein. Die Erfahrung zeigt, wenn sich die Jungs nicht positiv profilieren können, dann profilieren sie sich negativ. Ein bißchen Ehre muss halt sein. Und das Soziale ist bei Waage in 2 und Venus in 3 eine ideelle und tendenziell weibliche Welt, die Bestätigung geben oder auch verweigern kann.
Mit Steinbock in 5 und Saturn in 9 wird vom männlich Seelischen versucht, eine objektiv gültige, rationale Anschauung zu entwickeln und diese mit Venus in 3 auch als Wertschätzung bestimmter weltanschaulicher Positionen und Werte zu kommunizieren. Veränderungen in der Anschauung können bei dem 165°-Aspekt zwischen Saturn und Venus zu starken Zäsuren im Werdegang des männlich Seelischen führen; gerade auch dann, wenn es im Sinne von Venus/Saturn um moralische Fragen geht. Mit Saturn im Biquintil zu Pluto in Haus 1 werden weltanschauliche Positionen in harmonischer Übereinstimmung mit dem eigenen Selbstbild entwickelt. Und da die Venus via Waage auch Haus 2 regiert, ist mit der Thematik eventuell auch die Anerkennung oder Nichtanerkennung in der Gesellschaft, die ja aus männlicher Perspektive eine weibliche Wirklichkeit ist, auf das Engste verbunden.
Dazu kommt, dass das männlich Seelische mit Wassermann in Haus 6 und Uranus in 2 eigentlich darauf angelegt ist, bewusst eine unabhängige, individuelle Haltung gegenüber dem sozialen Umfeld anzunehmen und sei der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung auch noch so groß. Tja, da taucht er wieder auf, der „lonesome Cowboy“! Und dann findet sich auch noch der Mars als Herrscher von 8 in 6, wonach das männlich Seelische sich geistig im Sinne seiner Selbstbestimmung gegenüber den jeweiligen Bedingungen, gerade auch gegenüber den sozialen Bedingungen zu orientieren hat. Diese unabhängige Position kann sich im Sinne des Sextils zwischen Uranus und Merkur auch in Unentschiedenheit und Unverbindlichkeit im Erotischen abbilden.
Und was ist jetzt eigentlich überhaupt mit den Frauen? Mit Waage in 2 und Venus in 3 sind Frauen das Soziale, das Anerkennung gibt oder den Mann im gegenteiligen Fall auf sich selbst zurückwirft und so oder so Teil des Aufs und Abs seiner Egowelt. Aber mit Krebs in 11 ist das mütterlich Weibliche etwas jenseits der eigenen Subjektivität Liegendes, das mit Mond in 10 schicksalhaft bestimmend in das männliche seelische Selbstverständnis hineinwirkt und via Merkur als Herrscher von 10 in 4 auch in sein Innenleben.
Kann man sich den „Macho“ und „La Mama“ überhaupt als voneinander getrennt existierende Wirklichkeiten denken? Vermutlich kaum. Kommunizieren männliche Embryos telepathisch mit Mama? Wer weiß? Ist die stets zumindest ein wenig nach innen gekehrte Haltung des männlich Seelischen der Ausdruck eines lebenslangen inneren Dialogs mit der Mutter? Wer wagt es so tief nach Innen zu gehen, wie es notwendig wäre, um diese Frage zu beantworten?
Und auch wenn all diese Fragen beantwortet wären, ist damit das allerletzte Wort noch nicht gesagt. Denn sowohl das weibliche, wie auch das männliche Seelische befinden sich in immer Entwicklung, was astrologisch durch die Mondknoten symbolisiert wird. Der neue Mondknoten steht in Haus 7 im Trigon zur Venus in 3 und im Quadrat zum Mond in 10. Das heißt, neue evolutionäre Entwicklungen geschehen für das männlich Seelische durch Begegnungen und Beziehungen, besonders durch Liebeskontakte, die in Spannung zum bestimmenden Einfluss der Mutter stehen. Und dann? Dann wird durch die Fische in 7 und Neptun in 3 das Ufer des männlichen Egos und seines rationalen Denkens vom scheinbar weiblich Grenzenlosen überflutet, das sich durch keinerlei Konzepte erfassen lässt. Letztlich ist es das Grenzenlose, das in der Begegnung durch das weiblich Seelische zugänglich wird. Was kann das bedeuten? Wir müssen uns zur Beantwortung dieser Frage in Erinnerung rufen, dass das weiblich Seelische von Anfang an unmittelbar mit dem Grenzenlosen verbunden und bei AC Zwilling und Merkur in Haus 12 in seinen Bewegungen nicht mehr an die lineare Logik des Intellekts gebunden ist. Das männlich Seelische empfindet sich dagegen als vereinzelt und versucht der Welt mit rationalen Anschauungen und Konzepten bei zu kommen. Also erscheint dem männlich Seelischen das weiblich Seelische als unfassbar und in dem Sinne auch als grenzenlos. Das Grenzenlose kann aber nicht nur durch die Begegnung mit dem Weiblichen zugänglich werden, es geht auch durch Mystik. Was auch den Anstoß gibt – in dem Moment, in dem die Logik des konzeptuellen Denkens nicht mehr greift oder transzendiert wird, offenbart sich der Urgrund, der offene, klare, lichte, grenzenlose Raumaspekt der Bewusstheit.

Soweit mal für heute

Habts Alle Gute
Vincento

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